Schau in Land - Feuerwehr übt regelmäßig
Übung macht den Meister. Deshalb proben die Kameraden der Feuerwehr Kirchspiel Anhausen regelmäßig den Ernstfall. Neben einer fundierten Ausbildung verlangen abwechslungsreiche Übungsszenarien den Einsatzkräften einiges ab.
Anhausen. Es ist ein sonniger Freitagnachmittag. Am Feuerwehrhaus in Anhausen haben sich die Kameraden und Kameradinnen der Feuerwehr Kirchspiel Anhausen eingefunden, um gemeinsam zu üben. Es steht das jährliche Übungswochenende an. Zwei Tage lang proben die Kameraden den Ernstfall. „Wir üben regelmäßig“, erklärt Wehrführer Volker Lemgen. „Wir haben einen Übungsplan mit festen Terminen. In der Regel treffen wir uns zwei- bis dreimal im Monat.“ Von theoretischer Ausbildung bis hin zu aufwendigen, praktischen Übungen ist alles dabei. An diesem Nachmittag steht die Bekämpfung von Vegetationsbränden auf dem Plan. Die hiesigen Feuerwehren haben bisher nur wenig Erfahrung mit solchen Einsätzen. Daher sind Übungen besonders wichtig. Wald- und Vegetationsbrände unterscheiden sich grundlegend von den Einsätzen, die Feuerwehren bisher kennen. Dicke Einsatzklamotten schützen bei der Brandbekämpfung in Innenräumen optimal. Bei Waldbränden und hochsommerlichen Temperaturen sind sie jedoch nicht zu gebrauchen. Zudem wird für die Vegetationsbrandbekämpfung besondere Ausrüstung benötigt. Mit dem Waldbrandtanklöschfahrzeug der Feuerwehr Melsbach wurde in der Verbandsgemeinde RengsdorfWaldbreitbach bereits vor Jahren schlagkräftige Ausrüstung beschafft. Das Fahrzeug ist an diesem Nachmittag in Anhausen zu Gast. Es ist auf einem Unimog-Fahrgestell aufgebaut und daher besonders gut für das Fahren abseits von Wegen geeignet. Ein eingebauter Wassertank fasst 2000 Liter Löschwasser. Über Sprühdüsen an der Front des Fahrzeugs können während der Fahrt Flächenbrände bekämpft werden. Zudem unterscheidet sich die Beladung von den gängigen Löschfahrzeugen. „Bei der Waldbrandbekämpfung muss nicht immer mit viel Wasser gearbeitet werden“, erklärt Lemgen. „Oft reichen nur geringe Mengen, um die Flammen in Bodennähe zu löschen“. Hierfür gibt es neuerdings Löschrucksäcke. Diese fassen rund 20 Liter Wasser und verfügen über eine Sprühpistole. Somit könne die Feuerwehrleute zu Fuß bis an den Brandherd laufen und mit gezielten Sprühstößen eine Ausbreitung des Feuers verhindern. „Das ist sehr wassersparend und effizient, aber auch anstrengend“, so Lemgen. Natürlich können auch Schläuche zum Einsatz kommen. Diese haben jedoch einen sehr kleinen Durchmesser, um gezielt und mit einem geringen Wasserverbrauch löschen zu können. Generell stellt die Wasserversorgung in einem Waldgebiet eine besondere Herausforderung dar. Anders als in Ortschaften gibt es im Wald keine Hydranten. Das Löschwasser muss mit Löschfahrzeugen in den Wald gebracht oder durch eine lange Schlauchleitung gepumpt werden. Auch hierfür sind die Kameraden aus Anhausen gerüstet. Das Löschfahrzeug Katastrophenschutz verfügt über ausreichend Pumpen und Schläuche, um gemeinsam mit dem Schlauchwagen aus Puderbach eine 2000 Meter lange Leitung zu verlegen. Das Löschwasser kann zudem mit geringen Mengen Schaummittel angereichert werden. Dadurch wird die Oberflächenspannung des Wassers zerstört, mit dem Effekt, dass es tiefer in das Brandgut einzieht und eine größere Löschwirkung erzielt. Am zweiten Tag des Übungswochenendes hat das Atemschutzteam eine Atemschutzübung vorbereitet. Das Atemschutzteam ist für die Atemschutzausrüstung in der Verbandsgemeinde verantwortlich und kümmert sich um die Ausbildung und Schulung aller Kameraden. Der Schauplatz der Übung verwundert jedoch auf den ersten Blick. Die Kameraden stehen auf dem Spielplatz in der Mittelstraße. Für die Übung legen die Einsatzkräfte ihre Schutzkleidung und das Atemschutzgerät inklusive Maske an. Dann werden die Scheiben der Masken mit Tüchern bedeckt. Das hat einen guten Grund. Während eines Löschangriffs in einem Gebäude ist vor lauter Rauch oft die eigene Hand vor dem Gesicht nicht mehr erkennbar. Es ist zudem dunkel und laut. Die Kameraden müssen in einer solchen Situation die Orientierung behalten. Die Übung soll auf solche Situationen vorbereiten. Die Kameraden werden nun zum Klettergerüst geführt. Dort angekommen tasten sie sich vorsichtig durch das Spielgerät. Über eine Leiter steigen sie schließlich wieder herunter um anschließend auf den Rutschturm zu klettern und über die lange Rutschbahn wieder nach unten zu gelangen. Die Ausrüstung wiegt rund 30 Kilo. Mit einem Atemschutzgerät kann man 30 Minuten lang arbeiten. Danach ist die Luft aus der Presslustflasche verbraucht. Zudem ist ein Atemschutzeinsatz ist sehr anstrengend und es kann viel passieren. Deshalb sind eine gute Ausbildung und hartes Training unerlässlich, um sicher in einen Einsatz zu gehen. Zu den Übungen der Feuerwehr gehören nicht nur Atemschutz- und Waldbrandübungen. Geübt wird auch die technische Hilfeleistung. Hierunter fällt alles, was nichts mit Bränden zu tun hat. Klassische Einsätze sind Türöffnungen, das Entfernen von umgestürzten Bäumen aber auch Verkehrsunfälle. Anfang des Jahres probten die Kameraden auf dem Astplatz in Anhausen die Abläufe bei einem Verkehrsunfall. Hierzu wurde ein schrottreifer PKW, samt Übungspuppen auf den Frontsitzen, auf einem wackeligen Asthaufen auf die Seite gelegt. Die Einsatzkräfte sollten nun die beiden Puppen aus dem Fahrzeug retten. Im ersten Schritt wurde das Fahrzeug mit einer Seilwinde gesichert. Anschließend wurde die Frontscheibe mit einer Säbelsäge herausgeschnitten und mit dem hydraulischen Spreizer und der Säge das Dach entfernt. Somit konnten beide Puppen schnell aus dem Fahrzeug befreit werden. Die ganze Übung dauerte nur wenige Minuten. „Die Einsatzkräfte haben sehr gute Arbeit geleistet. Bis auf Kleinigkeiten hat jeder Handgriff gesessen“, lobt Lemgen seine Kameraden. Bis eine Übung so gut verläuft bedarf es einer Menge Training. Jeder der in die Feuerwehr eintritt durchläuft eine Grundausbildung. In fachlich aufeinander aufbauenden Lehrgängen wird diverses Fachwissen vermittelt. Alle Grundlehrgänge zusammen umfassen rund 270 Stunden. Hinzu kommen die praktischen Übungen in der Einheit. „Dieser Ausbildungsaufwand soll aber niemanden abschrecken sich in der Feuerwehr zu engagieren,“ betont Lemgen. „Der Lohn ist eine starke Kameradschaft, das Erlangen von neuem Wissen und Fähigkeiten und das gute Gefühl mit seinem Tun anderen Menschen in Not helfen zu können. Wer Interesse hat bei der Feuerwehr Kirchspiel Anhausen mitzuwirken kann uns gerne unverbindlich donnerstags ab 19 Uhr im Feuerwehrhaus besuchen kommen oder sich online auf unserer Homepage informieren“, schildert Lemgen.
Kameraden während der einer Atemschutzübung und das Waldbrandtanklöschfahrzeug in Aktion. Mit Düsen wird während der Fahrt Wasser versprüht. So können Vegetationsbrände bekämpft werden.
Ein PKW liegt auf der Seite. Er wurde mit einer Seilwinde gesichert. Die Kameraden haben das Dach entfernt und retten die Übungspuppen mit einem speziellen Rettungsbrett. Eine Tür eines PKWs wird mit einem hydraulischen Spreizer geöffnet.